
2025: Förderung "Soziales Miteinander" an den
Kehler Grundschulen
Mit einem groß angelegten Präventionsprojekt möchten die Jugendsozialarbeiterinnen der zehn Kehler Grundschulen das soziale Miteinander an Grundschulen fördern. Rund 1400 Mädchen und Jungen konnten sie mit 93 Veranstaltungen bereits erreichen.

"Soziales Miteinander“ frühzeitig fördern: Neues Präventionsprojekt der Jugendsozialarbeit erreicht 1400 Grundschülerinnen und Grundschüler
Mit einem groß angelegten Präventionsprojekt möchten die Jugendsozialarbeiterinnen der zehn Kehler Grundschulen das soziale Miteinander an Grundschulen fördern. Rund 1400 Mädchen und Jungen konnten sie mit 93 Veranstaltungen bereits erreichen.
Die Idee zum Präventionsprojekt „Soziales Miteinander von Anfang an“ kam den Jugendsozialarbeiterinnen bereits bei einem Treffen im Juli 2024. „Bestimmte Themen ziehen sich durch alle Grundschulen“, berichtet Simone Baaß, Jugendsozialarbeiterin an der Josef-Guggenmos-Grundschule und Projektkoordinatorin. Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch den Grundschulalltag sämtlicher Kehler Schulen zieht, ist der Umgang mit Gefühlen und den daraus resultierenden zwischenmenschlichen Schwierigkeiten. Diese reichen von kleineren Streitigkeiten bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen. Wenn sie anschließend von Lehrkräften oder Jugendsozialarbeiterinnen darauf angesprochen werden, fällt es ihnen schwer, auf Fragen wie „Was hat mich gerade gestört?“, „Wie habe ich mich dabei gefühlt?“ und „Was hätte ich in dieser Situation tun können?“ eine Antwort zu finden. Zudem berichten die Jugendsozialarbeiterinnen von Schülerinnen und Schülern, die bereits soziale Medien auf ihren Smartphones nutzen. Das führt zum einen dazu, dass die Kinder mitunter mit Inhalten konfrontiert werden, die alles andere als altersentsprechend sind. Es führt aber auch zu sogenanntem Cyber-Mobbing. Und genau hier setzt das Präventionsprojekt an: Stufengerecht wird das Thema „Soziales Miteinander“ in die jeweiligen Klassen getragen und dort mit den Schülerinnen und Schülern besprochen. Die Erstklässlerinnen und Erstklässler sprechen über Gefühle und Streit. Dabei geht es sowohl darum, persönliche Grenzen zu setzen, mitzuteilen, als auch darum, diese beim Gegenüber zu erkennen und einzuhalten. Zusätzlich besuchen die Schülerinnen und Schüler eine Aufführung des Stücks „Irmi und das Nein“. Die Gruppe „Voll das Theater“ aus Kuppenheim (bei Rastatt) erzählt zusammen mit dem Präventionsreferat des Polizeipräsidiums Offenburg die Geschichte der siebenjährigen Irmi, die an einem Nachmittag auf dem Spielplatz in eine Reihe unangenehmer Situationen gerät und dabei lernt, auf ihr Bauchgefühl zu hören und „Nein!“ zu sagen. Das Stück spricht den Kindern den Mut zu, selbstbestimmt aufzutreten und dadurch Grenzverletzungen vorzubeugen.
In den Klassenstufen zwei und drei steht ein interaktiver Unterricht mit Gewaltpräventionslehrer Lukas Dittus auf dem Stundenplan. Der Neurieder, der unter anderem eine Selbstverteidigungsschule leitet, vermittelt den Kindern: „Der beste Kampf ist jener, der nicht ausgefochten werden muss. Denn dieser hinterlässt keine Blessuren.“ Wie sich Gewalterfahrungen auf die Psyche auswirken können, veranschaulicht er den Kindern an einem Blatt Papier. Einmal zerknittert, kann man es zwar glattstreichen, Spuren hinterlassen die Knicke aber dennoch.
In der vierten Klasse geht es um Grenzverletzungen und Geheimnisse. Der Ortenauer Verein Frauen helfen Frauen ist mit seinem eigenen Präventionsangebot „Klare Kante“ in den Schulklassen vertreten und spricht dort mit den Mädchen und Jungen darüber, wie sie selbige zeigen und dadurch vermeiden können, dass ihre persönlichen Grenzen wider Willen übertreten werden. Nahezu alle Grundschulen in der Stadt haben sich an dem Projekt beteiligt. Dabei kamen insgesamt 93 Veranstaltungen zusammen.
Ein Stückweit leisten die Jugendsozialarbeiterinnen mit dem Präventionsprojekt Pionierarbeit. Von 93 Veranstaltungen wurden 60 an externe Anbieter vergeben. „Es war extrem schwierig, Dienstleister für den Grundschulbereich zu finden“, erinnert sich Simone Baaß. 33 Veranstaltungen haben die Jugendsozialarbeiterinnen in Eigenregie umgesetzt – und das zusätzlich zum Alltagsgeschehen. „Das ist richtig viel Arbeit“, berichtet Simone Baaß und lacht. Als weitere Herausforderung entpuppte sich die Projektkoordination. Denn das Team musste sich gut aufeinander abstimmen und die Aufgabenfelder passend verteilen. Nur so konnte die schulübergreifende Organisation gut funktionieren. Doch der Erfolg gibt den Jugendsozialarbeiterinnen Recht: „Die Schulen schätzen das Angebot sehr“, sagt Simone Baaß. Als die Jugendsozialarbeiterinnen das Projekt auf der Schulleiterkonferenz vorstellen, herrscht unter den Rektorinnen und Rektoren schnell Einigkeit: Daran wollen sie sich beteiligen. Das Präventionsprojekt ist so konzipiert, dass die zehn Grundschulen eigene Themenschwerpunkte setzen können, indem sie in Rücksprache mit der dortigen Sozialarbeiterin entscheiden, welche Angebote für ihre Schule Sinn ergibt. "Viele Schulen nehmen das Komplettpaket“, berichtet Simone Baaß. Dadurch erreicht die Präventionsarbeit rund 1400 Grundschülerinnen und Grundschüler. Wie es mit dem Präventionsprojekt weitergeht, ist noch nicht abschließend geklärt. Vor den Sommerferien sollen die Rückmeldungen der beteiligten Schulen eingeholt werden. Dabei wird unter anderem erfragt, welche weiteren Themen in das Projekt aufgenommen werden sollen.
Das Ziel der Jugendsozialarbeiterinnen und -arbeiter um Simone Baaß ist es, das Präventionsprojekt langfristig in Kehl zu etablieren. Dieses schlug im ersten Jahr mit Kosten von insgesamt 8500 Euro zu Buche. Neben der Stadt übernahmen auch die Grundschulen Teile der Kosten. Zusätzlich erhielt das Projekt für das Schuljahr 2024/2025 jeweils 2000 Euro vom Verein Courage sowie von der Carl-Friedrich-Geiger-Stiftung. "Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung", sagt Simone Baaß. Für das Schuljahr 2025/2026 sind die Jugendsozialarbeiterinnen und -arbeiter momentan auf der Suche nach finanzieller Unterstützung, beispielsweise durch Fördervereine, Firmen oder Stiftungen. "Wir suchen auch nach langfristigen Partnerinnen und Partnern", fügt Simone Baaß hinzu. Die Rheinstiftung sowie der Fruchthandel Riel haben ihre finanzielle Unterstützung bereits zugesagt.